Die wirtschaftlichen Verteilungskämpfe haben Deutschland verändert. Global hängt das mit der Aufhebung der Regulierungen der Märkte zusammen. Diese Regulierungen wurden aus den Erfahrungen der letzten großen Weltwirtschaftskrise (1929) nach dem 1. Weltkrieg vorgenommen und haben in Westeuropa lange Zeit für soziale Marktwirtschaft und sozialen Frieden gesorgt. 1975 wurden sie zuerst in den USA wieder abgeschafft.
In Deutschland wurden seit der Regierung Kohl nach und nach immer mehr Arbeitgeberpflichten und Arbeitnehmerrechte abgebaut.
Während die Profite der internationalen Konzerne in den letzten 10 Jahren um rund 60% gestiegen sind, sanken die Reallöhne. Immer mehr reguläre Arbeitsplätze werden in Kurzarbeit, Zeitarbeit, Leiharbeit, Minijobs und Eineurojobs umgewandelt.
Aber die Menschen haben vergessen wie man sich organisiert und wehrt. Sie lassen sich widerstandslos alle sozialen Rechte wieder wegnehmen, die unsere Vorfahren erkämpft haben. Anstatt die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen (kriminelle Bänker, skrupellose Spekulanten, gierige Aktionäre, unfähige Manager, korrupte Politiker, Unternehmer die die Produktion in Länder verlagern wo sie mit Kinderarbeit mehr Profit machen und sich hier noch subventionieren lassen usw.), lassen wir uns lieber alle gegeneinander aufhetzen: Junge gegen Alte, Ossis gegen Wessis, Arbeiter gegen Arbeitslose usw. Für die gleiche Arbeit verdienen Wessis etwas mehr als Ossis, Männer etwas mehr als Frauen, fest angestellte Arbeiter etwas mehr als Leiharbeiter usw. Und jeder lässt sich um seines eigenen lausigen kleinen vermeintlichen Vorteils willen gegen andere ausspielen. (Teile und herrsche.)
Am schlimmsten sind diejenigen dran, die bereits ihre Arbeit, ihre Ersparnissen und alles verloren haben. Sie haben keine Lobby, können nicht streiken und finden immer weniger Solidarität. In den Medien werden diese Opfer als Schuldige hingestellt, deren Ernährung von Steuergeldern angeblich die Bevölkerung verarmen lässt.
Es wird Hass und Neid zwischen den Menschen gesät. Die Medien erziehen die Menschen im Dienste der Großindustrie zu feigen Mobbern, Duckmäusern und Konsumopfern. Das schürt Aggressionen, die in den alltäglichen zwischenmenschlichen Kontakten zum Ausdruck kommen. Alle trampeln aufeinander herum. Die Jugendlichen werden immer aggressiver und gewaltbereiter, die Alten immer verbitterter.
Aber uns wird ständig unter die Nase gerieben, dass es den Menschen in unterentwickelten Kriegsregionen wie Afghanistan (noch) viel schlechter gehen würde und wir ja nur „auf hohem Niveau jammern“ würden. Jede vernünftige Kritik wird mit dem Vorwurf des Jammerns sofort im Keim erstickt. Damit fällt ein wichtiges Ventil weg. Einige Menschen meinen ja, dass sich der Unmut des Volkes irgendwann wieder einmal in einem großen Knall entladen wird. Aber davon sind wir wohl noch weit entfernt. Lieber verhalten wir uns untereinander ruppiger.
P.S.: Ich bin auch der Meinung, dass sich die Realität (wie auch immer) in der Kunst widerspiegelt.