Im Kampf gegen die Korruption ist Deutschland erstmals seit Jahren im internationalen Vergleich zurückgefallen. Das hat die jüngste Studie von Transparency International (TI) ergeben. Die Organisation forderte Staat und Unternehmen auf, schärfer gegen Korruption vorzugehen.
Berlin - Die Bundesrepublik wurde von Hongkong überholt und belegt nun nur noch Platz 16 in dem weltweiten Korruptionswahrnehmungsindex von 158 Staaten, den die Transparency International (TI) am Dienstag in Berlin vorstellte. Angesichts der Häufung von Korruptionsfällen in der Wirtschaft forderte Transparency von den hiesigen Unternehmen, Schwachstellen gezielter aufzudecken.
Geld gegen Bevorzugung: Korruption wächst und gedeiht
Nahezu die Hälfte der Länder habe schwerwiegende Korruptionsprobleme, teilte TI mit. Das heißt, in der Wertung der Umfrage erreichten diese Staaten weniger als drei von zehn möglichen Punkten. Deutschland kommt wie im Vorjahr auf 8,2 Punkte, Spitzenreiter Island auf 9,7, gefolgt von Finnland, Neuseeland (jeweils 9,6 Punkte) und Dänemark (9,5 Punkte).
Die Schlussplätze belegen Turkmenistan (1,8), Bangladesch und der Tschad (jeweils 1,7 Punkte). Diese Staaten zählten zugleich zu den ärmsten Ländern der Welt. Korruption sei ein wesentlicher Grund für die Armut in vielen Entwicklungsländern wie auch ein Hindernis, diese zu überwinden, hieß es weiter.
Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) wurden im Jahre 2003 rund 1100 Korruptionsverfahren mit über 7200 Straftaten und mehr als 2200 Tatverdächtigen eröffnet. Bei rund 60 Prozent dieser Delikte stünden auf beiden Seiten private Unternehmen. Diese Form der Korruption sei bereits seit 1997 ins Kernstrafrecht aufgenommen worden. Der Gesetzgeber habe damit frühzeitig darauf reagiert, dass Bestechung "von privat zu privat" erheblich an Bedeutung gewonnen habe, sagte der TI-Vizevorsitzende Peter von Blomberg.
Der Korruptionsindex ist laut Transparency International eine Zusammenfassung von Umfragen, die die Wahrnehmungen von Geschäftsleuten und Länderanalysten wiedergibt. Diese seien zum Teil in den genannten Ländern aber auch außerhalb dieser Staaten ansässig. Der diesjährige Index basiere auf 16 Erhebungen von 10 unabhängigen Organisationen. Im Index seien nur diejenigen Länder aufgeführt, die in mindestens drei Erhebungen vorkommen.