Frage:
Man hört immer wieder vom heiligen Krieg.?
Isopterid
2009-06-04 09:16:43 UTC
Was frag ich mal ist an einem Krieg heilig bei dem zwangsläufig Menschen getötet werden. Wo doch überall steht . Du sollst nicht töten. ? Man kann doch keine Todsünde begehen und das heilig nennen ???
Vier antworten:
apohlke
2009-06-04 18:13:01 UTC
Das ist eigentlich eine ganz gute Frage. Im Grunde müßte man die Gegenfrage stellen: Wo hört man das denn?



Terminoligisch gibt es den Begriff "Heiligen Krieg" ganz eindeutig im antiken Griechenland für die Kriege der delphischen Amphiktyonie, das sind damit so ziemlich die einzigen Kriege, die in der Weltgeschichte zweifelsfrei und eindeutig als religiös motiviert betrachtet und zugleich als "heilig" bezeichnet werden.



Oft wird der Begriff "Dschihad" mit "Heiliger Krieg" wiedergegeben, es gibt aber auch berechtigte Kritik daran, weil "Dschihad" nicht zwangsläufig auf die militärische Bedeutung festgelegt ist, die Übersetzung mit "Heiliger Krieg" ist also in einem bestimmten Kontext vertretbar, aber zugleich doch eine einseitige. Anders gesagt: Nicht überall, wo von "Dschihad" die Rede ist, muß wirklich ein "Heiliger Krieg" gemeint sein.



Übrigens ist es nicht uninteressant, daß das lateinische "militia" durchaus auch solche Zweideutigkeiten haben kann, das berühmte Zitat von Seneca "Vivere militare est." - "Leben heißt Kriegsdienst leisten." ist ein eingängiger Beleg, denn hier ist gnaz deutlich, daß Seneca meinst, daß das Leben aus konzentrierter, disziplinierter Anstrengung besteht. Es geht ihm weder darum, von Beruf Soldat sein zu müssen, noch eine Waffe zu tragen oder zu verwenden oder gar andere Menschen zu töten.



Jüdisch-christlich wird es noch komplizierter. Terminologisch läßt sich der Begriff "Heiliger Krieg" biblisch nicht belegen. Solange das römische Reich heidnisch ist, vertreten die Chrsiten auch die strikte Unvereinbarkeit von christlichem Glauben und Militärdienst und es gibt genug Fälle von Soldaten, die Christen werden, daraufhin den Wehrdienst verweigern (oder den Soldateneid auf den Kaiser oder beides) und dafür hingerichtet wreden.



Dann wird das Christentum legalisiert und zum Massenphänomen. Es folgt sehr bald die Erfahrung, daß Radikalpazifismus als Massenphänomen lebenspraktisch problematisch ist, vor allem angesicht anrückender Germanenheere. Augustin übernmmt dann die römische Lehre vom "gerechten Krieg" ("bellum iustum"), um zu begründen, warum man als Christ Soldat sein darf.



Das ganze bleibt ein theologisches Problem und ein Spannungverhältniss, selbst während der Kreuzzüge besteht für Bernhard von Clairvaux - dem ideologischen Vordenker der Kreuzzüge und des bewaffneten Kampfes für den christlichen Glauben schlechthin - noch ausdrücklicher Begründungsbedarf zur Rechtfertigung der christlichen Ritterorden.



Die Frage ob, unter welchen Bedingungen, bis zu welchem Grade ein Christ Gewalt anwenden darf und ob er sich selbst dann, wenn er es darf oder eigentlich sogar muß, nicht trotzdem versündigt, bleibt ein theologisches Thema und Problem, bis zu den praktischen und theoretischen Auseinandersetzungen Bonhoeffers mit der Frage des gewaltsamen Widerstandes gegen Hitler.



Es kann kaum Zweifel bestehen, daß die Kreuzzüge als eine mit dem Glauben vereinbare und aus sich der Kirche wünschenswerte Aktion betrachtet wurden, sie gehören sicherlich zu den noch vertretbareren Beispielen, wo ein Krieg aus christlicher Sicht als "heilig" betrachtet wird, allerdings bin ich mir selbst da sehr im Zweifel, ob dies jemals so gesagt wurde, also ob wir tatsächlich in christlichen Quellen die Bezeichnung eines Kriegs als heilig ("sacrum") finden.



Bei "sacrum" gibt es übrigens auch noch ein terminologisches Problem, nämlich daß es im klassischen Latein sowohl "heilig" als auch "verflucht" heißt. Im mittelalterlichen Latein ist "sacrum" ganz klar die Bezeichnung für "heilig", gerade bei spätantiken Quellen muß man aber wirklich auf den Kontext gucken. Auch hierzu ein ein berühmtes Zitat: Vergil spricht vom "auri sacra fames", vom "verfluchten Hunger nach Gold".



Ich hoffe, daß dadurch schon hinreichend deutlich geworden ist, warum es vielleicht an uns liegt, an unserem inflationären Gebrauch der Rede vom "Heiligen Krieg", wenn wir dieses Konzept plötzlich überall hineintragen, daß es unsere eigenen Vorstellungen sind, die wir anachronistisch auf alles drüber stülpen.



Zu demselben Schluß kommt übrigens der Religionshistoriker Carsten Colpe, der sicherlich zu den hervorragendsten Kennern der Materie gehören dürfte. Darüber hinaus ist bemerkenswert, daß er als promovierter Thologe und Orientalist auch über die nötigen Kentnisse verfügt, sowohl lateinische als auch griechische und hebräische christliche wie jüdische und antike Texte, wie auch arabische und persische islamische Texte im Original zu lesen und so gesehen zur Begrifflichkeit des Heilgen Krieges in diesen Traditionen ausgesprochen fundiert Stellung nehmen kann. Er kommt zu der Feststellung: "Der wissenschaftliche, deutsche und weitgehend auch internationale Sprachgebrauch, mit dem ein Krieg als 'heilig' genannt werden kann, besteht vom Anfang unseres Jahrhunderts an bis heute." (Colpe, s.u., S.14). Dieser Sprachgebrauch läßt sich - wie Colpe zeigt - bis auf die nationalen Kriege gegen Napoleon zurück führen und wu
Wilken
2009-06-04 09:22:51 UTC
Der Koran sagt, wenn der Glaube angegriffen wird so sollte der Krieg mit Gottes Hilfe geschehen, den Dschihad. Der Dschihad rechtfertigt allerdings keinen Angriffskrieg.
anonymous
2009-06-04 09:49:01 UTC
Krieg ist nie heilig. Wer einen Krieg beginnt sollte in die ewige Verdammnis,Hoelle wenn es sowas gibt. Jedenfalls hat derjenige der Krieg beginnt oder zum Krieg aufhetzt fuer mich keine Lebensberechtigung.
anonymous
2009-06-04 09:25:23 UTC
Du wirst feststellen, das im Mittelalter die Ämter der Kirche häufig dazu genutzt wurden, eine unverrückbare Machtposiotion zu schaffen. Es gab Ablassbriefe etc. mit denen man seine Seele "freikaufen" konnte.


Dieser Inhalt wurde ursprünglich auf Y! Answers veröffentlicht, einer Q&A-Website, die 2021 eingestellt wurde.
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